Der Mauerläufer | Nell Zink


Leseviren in Der Mauerläufer von Nell Zink entdeckt. Das Buch kann LESEN verursachen oder eine bestehende Influenza Bookosa verschlimmern!

Nell Zink - Der Mauerläufer

Titel: Der Mauerläufer | Autor: Nell Zink | Veröffentlichung: März 2016 | Verlag: Rowohlt | Ausgaben: eBook, gebunden | Übersetzung: Thomas Überhoff | Hörbuch Sprecher: - | Bücherregal: Romane | Stichwörter: Vögel, Sex, Drogen, Erzählung, Entwicklung, Beziehung, Bern, Berlin, Umweltschutz, Wasser

Erster Satz
Ich schaute gerade auf die Karte, als Stephen plötzlich ausscherte, gegen den Felsen schrammte und die Fehlgeburt verursachte.

Inhalt
Berner Oberland, 21. Jahrhundert. Dies und das passiert, nachdem das Auto den Felsen geschrammt hat. Tiffany ist nicht mehr schwanger. Stephen fängt, na ja, den wunderbarsten Vogel überhaupt – flink, in einer Art Tarnkleid und schön –, so einen hat er zum allerersten Mal gesichtet. Und der Mauerläufer, der Mauerläufer macht: „Twii!“ (Quelle: Verlag)

Meinung

Eine Geschichte wie ein Fluss. Die Erzählung wechselt nie das Tempo und fließt ruhig am Leser vorbei. „Der Mauerläufer“ ist keines dieser Bücher, in die man reingesogen wird und in denen man sich verliert. Die warme, kuschelige Leseatmosphäre, die viele Romane (oft zwanghaft) generieren, kommt hier nie auf. Nell Zink hält den Leser mit der Wahl ihrer Hauptfigur bewusst auf Distanz. Sie degradiert ihn zum Beobachter. Von Vögeln (längst nicht so flauschig wie Katzen), von Sex (längst nicht so süß wie Liebe), von existenziellen Fragen. Daran werden sich viele Leser stoßen. Für mich macht es die Faszination dieses Buches aus.

Man muss Sprache lieben, um dieses Buch zu lieben. Denn in der Sprachgewalt liegt die größte Stärke dieses Buches. Nell Zink trumpft in ihrem Debüt mit unverbrauchten Metaphern und verrückten Beschreibungen auf, die ich bisher nirgends sonst so gelesen habe. Und mit Widersprüchen. Die Handlung ist banal, die Gedankenwelt der Protagonistin phänomenal. Die Vogelwelt ruhig und schön, das Sexleben laut und dreckig.

Nell Zink - Der Mauerläufer - Zitat

[Zitat aus „Der Mauerläufer“ von Nell Zink – Seite 51] Eine in sich zerissene Protagonistin voller Widersprüche. Herrlich!

Während ich zuletzt bei immer mehr Romanen beim Lesen das Gefühl hatte, sie wurden von gut ausgebildeten Autoren am Reißbrett entworfen, für eine Zielgruppe konzipiert und auf den kommerziellen Erfolg getrimmt, schwingt beim Mauerläufer eine große Portion Abenteuer mit. Hier wird nicht nach Rezept gekocht. Das Ergebnis schmeckt anders. Besonders. Einzigartig.

Fazit

Ein Buch, das man nicht vergisst und das zum Glück nicht jedem gefällt. Über „Der Mauerläufer“ lässt sich ähnlich gut streiten wie über Windräder in der Nachbarschaft. Toll.

Seid ihr neugierig geworden? Dann lest doch mal rein …

… oder bestellt das Buch direkt bei der …

Buchhandlung des Monats

Frohes LESEN. 🙂

 

Einschätzung

Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei diesem Buch und welche Personen sind besonders gefährdet? Wir haben einige ausgewiesene Bookosa-Experten (Buchblogger & Booktuber) zum Gefahrenpotential von Der Mauerläufer befragt.

Risiko
Experten-Einschätzung & Rezensionen
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Infos

Bookosa Postkarte - besondere-Bücher-Tage

Alte Bookosa Weisheit: passt perfekt zu diesem besonderen Buch. „Twii!“

  • Biografie: Nell Zink wurde 1964 in Kalifornien geboren und wuchs im ländlichen Virginia auf. Sie studierte Philosophie und promovierte in Medienwissenschaft an der Universität Tübingen. Heute lebt sie in Bad Belzig, südlich von Berlin. „Der Mauerläufer“ ist ihr erster Roman.
  • Bekannte Bücher der Autorin: Der Mauerläufer
  • Persönlich: Für mich war es das erste Buch von Nell Zink und definitiv nicht das letzte. Ich mag die unkonventionelle und sprachlich anspruchsvolle Erzählweise der Autorin sehr. Bei ihr ist wirklich jedes Wort am rechten Fleck und keines überflüssig. Und als Leser wird man nicht umgarnt. Auch ein schönes Gefühl.
  • Wir lesen Rowohlt: Ich habe das Buch im Rahmen der Rowohlt Woche gelesen. Mehr zu den aktuellen Titeln des Rowohlt Verlags erfahrt ihr hier.
  • TV-Tipp: Heute (29.04.2016) wird das Buch auch in „Das literarische Quartett“ im ZDF besprochen. Die Sendung mit Volker Weidermann, Christine Westermann, Maxim Biller und Literaturkritiker Uwe Wittstock beginnt um 23 Uhr. Wer da schon schläft, dem sei ein Blick in die ZDF Mediathek empfohlen. Weitere Bücher in der Sendung: John Irving, Straße der Wunder (Diogenes, 2016), Saša Stanišić, Fallensteller (Luchterhand, 2016), David Grossman, Kommt ein Pferd in die Bar (Hanser, 2016)
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