Gefählicher Lesevirus in Ein Leben mehr von Jocelyne Saucier entdeckt. Das Buch kann LESEN verursachen oder eine bereits bestehende Influenza Bookosa verschlimmern!
Titel: Ein Leben mehr | Autor: Jocelyne Saucier | Veröffentlichung: Februar 2015 | Verlag: Insel (gebunden) | Ausgaben: eBook, Hardcover, Hörbuch | Übersetzung: Sonja Finck | Hörbuch Sprecher: Beate Rysopp, Wolfgang Berger | Bücherregal: Romane | Thema: Alter, Tod, Selbstbestimmung, Liebe, Leben
Erster Satz
Kilometer um Kilometer fuhr ich einen unbefestigten Weg entlang, während sich über mir Gewitterwolken zusammenballten.
Inhalt
Dies ist die Geschichte von drei alten Männern, die sich in die nordkanadischen Wälder zurückgezogen haben. Von drei Männern, die die Freiheit lieben. Eines Tages aber ist es mit ihrer Einsiedelei vorbei. Zuerst stößt eine Fotografin zu ihnen, sie sucht nach einem der letzten Überlebenden der Großen Brände, einem gewissen Boychuck. Kurze Zeit später taucht Marie-Desneiges auf, eine eigensinnige, zierliche Dame von achtzig Jahren. Die Frauen bleiben. Und während sie dem Rätsel um Boychucks Überleben nachgehen, entsteht etwas unter diesen Menschen, das niemand für möglich gehalten hätte. (Quelle: Insel Verlag)
Meinung
Alte Menschen machen jeden Tag das Gleiche und daher ist ihr Leben auch total langweilig. Darüber können auch nicht die sich ständig wiederholenden Geschichten von früher hinwegtäuschen. Im Gegenteil: die machen das Beisammensein mit alten Menschen noch mühsamer. Immer dieselbe Leier. Leben diese alten Menschen dann auch noch völlig isoliert und zurückgezogen ist das Bild grenzenloser Tristesse vollkommen.
Etwas überzogen, schon klar, aber auch nicht völlig losgelöst von der Wahrheit bzw. der Sichtweise der Mehrheitsgesellschaft. Mal ehrlich, wäre es uns nicht am liebsten, wir könnten Alter und Tod völlig aus unserer Gesellschaft verbannen? Den körperlichen Verfall. Den geistigen Verfall. Den Verlust von Würde. Wäre es nicht toll, wenn alte Menschen ihre Koffer packen und sich zum Sterben in einen abgeschiedenen Wald zurückziehen würden? Keine Altersheime, kein schlechtes Gewissen. Aus den Augen, aus dem Sinn.
Genau in diese Szenerie entführt uns Jocelyne Saucier in ihrem wundervoll unmodernen Roman „Ein Leben mehr“. Sie erzählt mir großer Kraft und viel Einfühlungsvermögen die Geschichte von drei alten Männern, die sich in die nordkanadischen Wälder zurückgezogen haben. Drei Männern, die die Freiheit lieben. Aber eben auch drei Männer, die alt sind, die sich des nahenden Todes bewusst sind, die konkrete Vorstellungen von dem Ende haben.
In diesem Buch, das nur schlanke 192 Seiten umfasst, passiert auf den ersten Blick sehr wenig. Manchmal sogar nichts. Doch je länger man in diesem Nichts verweilt, desto intensiver wird es. Die Geschichte riecht, nach Fellen, nach Feuer, nach Essen, nach Leben. Die Protagonisten kommen einem so nah, als lägen sie neben einem. Alte Menschen. Faltig und nackt. Selbstbestimmt und sich liebend. Das alles passiert mit einer Natürlichkeit, die wir (zumindest die meisten) verlernt haben. Und genau das macht das Buch zu etwas Besonderem. Vor allem für junge altersphobische Menschen, die sich mit 20 ihre erste Antifaltencreme kaufen.
Fazit
Ein ruhiger Roman, der immer den richtigen Ton trifft und die ganze Kraft des Lebens und Alterns in sich bündelt. So schön und so zerstörerisch ist das Leben. Genau so.
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Frohes LESEN. 🙂
Einschätzung
Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei diesem Buch und welche Personen sind besonders gefährdet? Wir haben einige ausgewiesene Bookosa-Experten zum Gefahrenpotential von Ein Leben mehr befragt.
Risiko |
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Infos
Wichtige Bookosa-Info zu Büchern 🙂
Dies & das
- Jocelyne Saucier lebt heute in Kananda in einem Zehn-Seelen-Ort im Wald. „Ein Leben mehr“ ist ihr vierter Roman und der erste, der aus dem Französischen ins Deutsche übersetzt wurde.