Leseviren in Wiedersehen im Café am Rande der Welt von John Strelecky entdeckt. Das Buch kann LESEN verursachen oder eine bestehende Influenza Bookosa verschlimmern!
Titel: Wiedersehen im Café am Rande der Welt | Autor: John Strelecky | Veröffentlichung: Mai 2015 | Verlag: dtv | Ausgaben: eBook, Taschenbuch | Übersetzung: Bettina Lemke | Hörbuch Sprecher: - | Bücherregal: Sachbuch, Ratgeber | Stichwörter: Selbstfindung, Sinn des Lebens, Reise, Ratgeber, Erzählung, Hawai
Erster Satz
Es war ein perfekter Tag.
Inhalt
Der einst gestresste Werbemanager John landet abermals im Café am Rande der Welt und wird nun selber zum Mentor auf der inspirierenden Reise zum eigenen Selbst.
Meinung
Anderen Menschen zu helfen, macht einen zufrieden. Solch banale Botschaften lässt uns Autor John Strelecky in seinem neuen Buch „Wiedersehen im Café am Rande der Welt“ zuteil werden. Das ist nicht schlimm (im ersten Teil Das Café am Rande der Welt ist dies nicht anders), aber der Ton macht bekanntlich die Musik. Oder in diesem Fall die Verpackung. Diese ist im Gegensatz zum Original einfallslos und lieblos.
John Strelecky schnappt sich sein Cafe am Rande der Welt, verlegt es nach Hawai, und lässt dort die bekannten Protagonisten aufmarschieren. Doch da Hauptfigur und Ich-Erzähler John aus Teil eins bereits „erleuchtet“ wurde, braucht es noch eine weitere Person: Jessica. Die ist nicht nur klischeehaft modern (kann ihr Handy nicht weglegen, hat ihre Träume aus den Augen verloren, hat das Kind sein verlernt), sondern auch beleidigend doof. Auf diese Weise dient sie allen anderen Figuren als hervorragender Dialogpartner zum Absondern von Lebensweisheiten.
Das Besondere fehlt
Man hat ständig das Gefühl, der Autor lässt Marionetten tanzen. Die Handlung wird auf die Botschaften draufmodelliert. Vor dem Plot stand hier eindeutig ein erfolgreiches Seminar zur Selbstfindung. Dieses wurde eingeschmolzen und in die bewährte Café-Form von 2007 gegossen. Das macht die Botschaften nicht weniger lesenswert, aber die Geschichte erschreckend seelenlos.
Der Charme des Vorgängers fehlt. Mehr noch: an mehreren Stellen hatte ich das Gefühl, der Autor nutzt dieses „Wiedersehen“ für eine persönliche Werkschau. Erstmal wird das ganze erste Buch nacherzählt, dann auch noch Streleckys „Big Five for Life“ (Buchtitel: The Big Five for Life) mehr oder weniger elegant eingeflochten. Eigentlich fehlten nur noch die Fußnoten, die schon während des Lesens auf Webseite, Seminare und weitere Titel des Selbsthilfe-Gurus hinweisen. Diese Informationen befinden sich dann aber doch netterweise erst am Ende des Buches.
Es wird wirklich viel gelacht
Noch eine abschließende Bemerkung zur Ausdrucksweise. Sprachlich erwarte ich von einem solchen Buch keine Wunder a la John Green, aber wenn ich auf einer einzigen Seite (S. 176) fünf ähnlich beginnenden Absätze finden (1. Ich grinste: … 2. Casey lachte. … 3. Casey lachte erneut. … 4. Casey lachte so sehr, … 5. Ich lachte ebenfalls. …), muss ich unfreiwillig an meine Schulzeit denken: „Michael erzählt sehr lebhaft, sollte sich aber noch mehr bemühen, Sätze unterschiedlich zu beginnen.“
Während sich der Autor beim Erzählen einer sehr einfachen Sprache bedient, legt er ausgerechnet seiner jüngsten Figur Emma manchmal Sätze in den Mund, dass man meinen könnte, das 7-Jährige Mädchen sei als Baby in einen spirituellen Zaubertrank gefallen. Besonders extrem tritt dieses frühkindliche Obelix-Syndrom auf Seite 200 zutage, als Emma auf einer Afrika Reise ihren Vater tröstet, der gerade erfolglos versucht, ein Zelt aufzubauen.
„Tja, Dad“, sagte sie enthusiastisch mit ihrer zarten Stimme, „du darfst dich nicht aufgrund von Kleinigkeiten von den großen Dingen abhalten lassen. Ich meine, ein Zelt aufzubauen ist eine Kleinigkeit, aber hier in Afrika zu sein ist etwas Großes. Wir werden es schaffen, das Zelt aufzustellen. Aber wir sollten dankbar dafür sein, dass wir den ganzen Weg hierher bis nach Afrika gekommen sind und die Tiere und alles andere sehen können. Nicht viele können das, aber wir sind jetzt hier und haben das alles.“
Ach ja, zu dieser Zeit ist Emma übrigens erst fünf Jahre alt. Nur mal so.
Fazit
Es gibt so Weltbestseller, zu denen sollte es besser keine Fortsetzungen geben. Nicht nur, weil diese überflüssig sind, sondern weil sie immer auch dem ersten Teil ein Stück von seinem Zauber rauben. Das „Das Café am Rande der Welt“ ist hier leider ein Paradebeispiel. Für Fans des Autors mag die Fortsetzung erfüllend sein, für mich war sie leider alles andere als die auf dem Cover versprochene inspirierende Reise zum eigenen Selbst.
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Seid ihr neugierig geworden? Dann lest doch mal rein …
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Frohes LESEN. 🙂
Einschätzung
Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei diesem Buch und welche Personen sind besonders gefährdet? Wir haben einige ausgewiesene Bookosa-Experten (Buchblogger & Booktuber) zum Gefahrenpotential von Wiedersehen im Café am Rande der Welt befragt.
Risiko |
Experten-Einschätzung & Rezensionen |
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Infos
- Biografie: John Strelecky (geboren am 13. September 1969) ist ein US-amerikanischer Autor. Er lebt in Orlando (Florida) und hält regelmäßig Vorträge auf Seminaren und Workshops.
- Bekannte Bücher des Autors: Das Café am Rande der Welt, Safari des Lebens, The Big Five for Life, Wenn du Orangen willst, such nicht im Blaubeerfeld, Wiedersehen im Café am Rande der Welt, Das Leben gestalten mit den Big Five for Life
- Persönlich: Für mich war es das zweite Buch von John Strelecky und vorerst wohl das letzte. Mein Spiritualitätsspeicher ist erstmal wieder gefüllt. Sollte er sich lehren, greife ich wohl eher wieder zu einem fernöstlichen Ratgeber von Ajahn Brahm. Meine Meinung zum guten ersten Teil von Streleckys Café-Büchern könnt ihr hier nachlesen.
- Wir lesen dtv: Ich habe das Buch im Rahmen der Bookosa dtv Woche gelesen. Mehr zu den aktuellen Titeln des dtv Verlags erfahrt ihr hier.