Patientin: | Jessica, auch als Jess bekannt (primeballerina’s books) |
Erstdiagnose: | Verdacht auf LESEN |
Symptome: | übermäßiger Konsum von Romanen aller Art, vorzugsweise Jugendbücher, gute Thriller und ChickLit |
Aktenvermerk: | PATIENTIN DOKUMENTIERT SUCHTVERHALTEN |
Coming-out: Ich habe LESEN
Gedächtnisprotokoll der Behandlung:
Minutenlang sitzen sich Jess und Lady Bookosa schweigend gegenüber. Schließlich hält es die Patientin nicht länger aus und ergreift das Wort:
Lady Bookosa nickt zufrieden.
1. Nun ist es raus, wie fühlst du dich?
Ich weiß nicht so recht – erleichtert denke ich. Und glücklich – denn es gibt deutlich schlimmere Krankheiten als LESEN.
2. Wann und wie hast du dich mit LESEN infiziert?
Ich fürchte, die Infizierung ist bereits vor einigen Jahren geschehen… vor gut 19 Jahren, um genau zu sein. Als ich nämlich lernte, die vielen Buchstaben zu Worten zusammenzufassen und entdeckte, dass die vielen Buchstaben tatsächlich einen Sinn ergeben und sich zu den unterschiedlichsten Geschichten formen – da war es um mich geschehen. Falls das Betrachten von Bilderbüchern bereits zu LESEN gehört, geschah es sogar noch früher.
3. Wie geht dein persönliches Umfeld mit deiner Krankheit um und wer muss am meisten unter ihr leiden?
Mein persönliches Umfeld hat wohl mittlerweile mehr oder weniger gelernt mit meiner Krankheit umzugehen – auch wenn sie mich mindestens einmal die Woche für etwas verrückt erklären. Komisch, das geschieht meistens dann, wenn ich mit ihnen total begeistert über meine neuesten oder gerade gelesenen Bücher spreche…ob das einen Zusammenhang hat?! Am meisten müssen wohl meine zwei Freundinnen leiden – die haben zwar auch eine ganz minimale Form von LESEN, aber müssen sich gerade deshalb all meine Empfehlungen anhören. Und sie dann auch kaufen (oder von mir ausleihen – da bin ich gnädig) und lesen. Ich streue die Krankheit also fleißig weiter!
4. Stehst du viel in Kontakt mit anderen Infizierten und nutzt Selbsthilfegruppen im Internet?
Seitdem ich vor einigen Jahren – 2009 glaube ich – die erste große Selbsthilfegruppe entdeckte (aka LovelyBooks), stehe ich tatsächlich sehr oft in Kontakt mit den Infizierten. Ich konnte damals gar nicht glauben, dass es so viele von uns gibt! Und dass sie in dem gleichen Maße infiziert sind wie ich. Nun verbringe ich täglich mehrere Stunden mit dem Austausch in diversen Selbsthilfegruppen und fühle mich dort sehr gut aufgehoben.
5. Warst du schon auf den als Buchmessen getarnten Infiziertentreffen in Frankfurt und Leipzig und wie hat es dir dort gefallen?
Leider, leider noch nicht. Aber seit März habe ich dafür ja das alternative Infiziertentreffen, auch bekannt als Leseparty. Das sind dann immer vier Tage voller Buchtrunkenheit mit anderen ganz schlimm infizierten Menschen.
Lady Bookosa unterbricht die Sitzung und wirft einen Blick in ihre Kristallkugel. Bei der Betrachtung der Zukunft kann sie sich ein Lächeln nicht verkneifen…
6. In deinem nächsten Leben wirst du in einem Roman wiedergeboren. Irgendwelche Wünsche?
Ich möchte bitte nicht in einer dystopischen Welt landen – ich würde darin nicht so lange überleben, meine Überlebenskenntnisse sind bestimmt sehr eingeschränkt. Vielleicht könnte ich ja als Elizabeth Bennett wiedergeboren werden? Ansonsten wäre ich mit einem „normalen“ Leben in einem tollen Roman zufrieden. So wie Cath in Fangirl. Hauptsache, es sind Bücher vorhanden.
7. Wir schreiben das Jahr 2163, die Welt liegt in Schutt und Asche. Die Menschheit wird nach dem Arche-Noah-Prinzip evakuiert. Welche zwei Autoren sollten gerettet werden?
Ugh, also bin ich nun doch in einer dystopischen Welt gelandet? Wie soll ich mich denn nun für zwei Autoren entscheiden? Vielleicht wären da gerade zwei Autoren von Dystopien nicht die schlechteste Wahl? Die müssten ja hoffentlich wissen, wie man überlebt. Dann neben wir mal Veronica Roth, weil ich sie in Interviews immer ganz cool finde und dann noch Janet Evanovich – eine meiner liebsten Autorinnen, die bestimmt für ein wenig Aufmunterung sorgen würde. Und sie kennt sich mit Waffen aus.
8. Unglaublich, aber wahr, auch DU wirst evakuiert. Du hast in der Bevölkerungs-Tombola zwei Tickets für die Reise zum Mars gewonnen. Wen nimmst du mit und vor allem wer darf am Fenster sitzen?
Das ist einfach – ich nehme meine genauso stark infizierte Freundin Caroline (aka ) mit. London wäre uns beiden zwar lieber, aber der Mars tut es wohl auch. Wir würden uns auch wohl kaum um den Fensterplatz streiten und hätten sonst auch viel Spaß auf der Reise. Auf dem Flug machen wir es uns einfach mit einem Serienmarathon (Gilmore Girls oder Downton Abbey) gemütlich. (Im Gepäck natürlich ganz viele Bücher, das muss ja sein.)
Aber das ist Zukunftsmusik. Lady Bookosa verdeckt die Kristallkugel und blickt die Patientin ernst an.
9. Wie müsste - Stand heute - der Titel deiner Biografie lauten und welcher Schauspieler wäre die Idealbesetzung für die Verfilmung des Buchs?
Eine Biografie über meine Person würde wohl kaum andere Dinge als das LESEN, Bücher und meine Tanzerei enthalten. Ziemlich langweilig für eine Biografie, oder? Aber gut, ein Titel… können wir nicht einfach den Blognamen nehmen? Oder Die Büchertänzerin, Buchtanz, etc. – das mit dem Titel-Finden können andere besser! 😉
10. Die Welt weiß nun, dass du LESEN hast. Was sollte sie sonst noch über dich wissen?
LESEN ist gar nicht so schlimm, vielmehr ist das eine ganz tolle Krankheit – also habt keine Angst vor einer Infizierung! 😉
Lady Bookosa bedankt sich für das Gespräch und bittet die Patientin zur weiteren Behandlung in einen Nebenraum. Als diese den Raum verlassen hat, schließt Lady Bookosa die Akte und donnert einen Stempel auf den Einband.
INFIZIERT - Heilung ausgeschlossen!