Liebe LESE-Infizierte,
auch in diesem Jahr kreuzten unzählige Bücher unseren Weg. Einige wussten uns zu begeistern und sorgten für schlaflose Nächte, andere waren enttäuschend oder anders als erwartet, wieder andere trafen uns mitten ins Herz und brachten uns zum Weinen. Es war ein Jahr voller Geschichten, die berührten.
Werfen wir also einen Blick zurück auf das, was 2014 wirklich bewegte.
Dieses Literaturjahr war abwechslungsreich. Es wurde ausgezeichnet, gelesen, gefeiert und getrauert. Wir erlebten düstere Zeiten, in denen wir uns dachten: das Schicksal ist ein mieser Verräter. In uns war Schmerz, wir fühlten uns wie berstende Sterne. Aber dann kamen Momente, in denen das Blubbern von Glück lauter war, als all das Pech dieser Welt zusammen.
Die wichtigste Auszeichnung der Buchbranche - der Nobelpreis für Literatur – ging dieses Jahr an Patrick Modiano. Sollte euch der Name zuvor gänzlich unbekannt gewesen sein, seid gewiss, so ergeht es jährlich vielen anderen, wenn sie den Gewinner-Namen in den Breaking News lesen. Die Buchmessen in Leipzig und Frankfurt gehörten zu den Highlights und zogen Tausende Besucher an. Für Bücherwürmer bedeuteten diese Events mehr, als das bloße Besuchen von Messehallen, sie verbrachten dort Stolperherz-Tage mit ihren Autoren, die sonst weit weg und ganz nah waren. In Leipzig fand zeitgleich die Manga-Comic-Convention statt, auf der man die ausgefallenen Kostüme der Cosplayer bestaunen konnte. Vom Baum, bis hin zu obsidianfarbenen Zwergen - Nur ein Darm mit Charme hätte noch gefehlt. Neben Frankfurt und Leipzig, zeigte sich auch Berlin von seiner literarischen Seite. Fans von Romantik und Leidenschaft versammelten sich vor dem Hof der Love-Letter-Convention. Hier ging es nicht um Size Zero, Silberschmuck oder Phantasmen der Werbeindustrie, sondern ausschließlich ums Herz. Die Unwahrscheinlichkeit von Liebe wurde dabei einmal völlig außer Acht gelassen. Als Alternative zu den großen Messen, öffnete die Buch Berlin ihre Tore.
Wir feierten den 25. Jahrestag des Mauerfalls, der selbstredend in vielen Romanen Beachtung fand. Wir gedachten dieser Zeit als Kinder der Freiheit, vor uns das Leben, das durch die friedliche Revolution von 1989 erst möglich wurde. Wir nahmen Abschied von großen Schriftstellerinnen und Schriftstellern, mögen sie in Valhalla ruhen. Nadine Gordimer. Siegfried Lenz. Gabriel Garcia Marquez. P.D. James. Mit Worten kann ich fliegen, lautete ihr aller Lebensmotto. Nun sind sie davon geflogen, wie der Distelfink. Doch ihre Geschichten bleiben. Der Weltkonzern Amazon stritt mit einigen Buchverlagen um Preise und Rabatte. Die Empörung schlug hohe Wellen. Es ging vor allem um eine dauerhafte Preissenkung der Ebooks, die die Verlage verhindern wollten. Der Onlinehändler mutierte zum Pubertier und stellte sich stur. Mehr noch, er reagierte mit Strafaktionen, indem er die Bücher der Verlage aus den Vorschauen nahm und verzögert lieferte. Der Junge muss an die frische Luft! Die Verlagswelt wünscht ihm ein ähnliches Schicksal, wie Robinson Kruso. Mehr als 2000 deutsche Autoren wanden sich in einem offenen Brief gegen den Onlinehändler. Viele Kunden folgten ihrem Beispiel. Wer in diesem Endgame letztendlich die Vernichteten sein werden, bleibt abzuwarten. Eines steht jedoch fest: Dieser Streit wird noch andauern und es wird keine Helden geben.
Das war 2014. Ein Jahr, das einfach unvergesslich bleibt.
Jahreswechsel sind traditionell die Zeit der Vorsätze. Der Stapel ungelesener Bücher wirkt plötzlich so bedrohlich wie der Schicksalsberg – Nächstes Jahr soll alles anders werden! Die Spotttölpel pfeifen derweil ihr Lied. Vorsätze sind wie Twilight – finden alle doof, haben dennoch die meisten und ganz ohne würde irgendwie etwas fehlen.
Ich wünsche euch für 2015 ein gutes Händchen bei der Buchauswahl. Habt Vorsätze und verwerft sie wieder, wenn euch danach ist, denn letztendlich sind wir dem Universum egal. Ich wünsche euch Gelassenheit, wenn ihr wieder mal das Gefühl habt, euch fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag. Am Morgen kommt ein neuer Himmel. Nichts im Leben ist geschenkt, aber Glück ist manchmal näher, als der Ozean am Ende der Straße. Ich wünsche den Buchsingles, dass sie plötzlich verliebt sind und das nicht nur 28 Tage lang. Sollte es doch einmal dunkel werden, denkt daran, man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.
Draußen wartet die Welt, lebt euer eines, wildes, kostbares Leben.
In diesem Sinne: Einen guten (LESE-)Rutsch ins neue Jahr!