Kaija (bookwormwitch)


Patientin: Kaija (bookwormwitch)
Erstdiagnose: Verdacht auf LESEN
Symptome: übermäßiger Konsum von Young Adult und Klassiker
Aktenvermerk: PATIENTIN DOKUMENTIERT SUCHTVERHALTEN

Coming-Out: Ich habe LESEN

Gedächtnisprotokoll der Behandlung:

Minutenlang sitzen sich Kaija und Lady Bookosa schweigend gegenüber. Schließlich hält es die Patientin nicht länger aus und ergreift das Wort:

Ich habe Lesen - Augenringe

Lady Bookosa nickt zufrieden.

1. Nun ist es raus, wie fühlst du dich?

Befreit. Endlich ist raus, dass ich tatsächlich infiziert bin!

2. Wann und wie hast du dich mit LESEN infiziert?

Das ging schon los, bevor ich überhaupt selbst lesen konnte. Schon als ich klein war, wurde mir immer exzessiv VORgelesen.

3. Wie geht dein persönliches Umfeld mit deiner Krankheit um und wer muss am meisten unter ihr leiden?

Im Großen und Ganzen nimmt es die Welt ja recht positiv auf. Leiden muss eigentlich nur mein Freund (wenig Zeit) und alle Menschen, in deren Wartezimmer ich je sitzen musste (weil ich viel länger brauche um mich und meine Bücher zusammenzupacken, als die anderen, die nur ihre Zeitschrift auf den Wartezimmertisch legen)

4. Stehst du viel in Kontakt mit anderen Infizierten und nutzt Selbsthilfegruppen im Internet?

Ich stehe zum Glück in regem Kontakt mit anderen Infizierten, habe aber erst jetzt das Potential der Internet-Selbsthilfegruppen für mich entdeckt.

5. Warst du schon auf den als Buchmessen getarnten Infiziertentreffen in Frankfurt und Leipzig und wie hat es dir dort gefallen?

Nein, das ist für mich leider zu weit weg 🙁

Lady Bookosa unterbricht die Sitzung und wirft einen Blick in ihre Kristallkugel. Bei der Betrachtung der Zukunft kann sie sich ein Lächeln nicht verkneifen…

6. In deinem nächsten Leben wirst du in einem Roman wiedergeboren. Irgendwelche Wünsche?

Ich wäre so gerne eine Schreckse mit eigenem Antiquariat in Buchhaim, Zamonien.

7. Wir schreiben das Jahr 2163, die Welt liegt in Schutt und Asche. Die Menschheit wird nach dem Arche-Noah-Prinzip evakuiert. Welche zwei Autoren sollten gerettet werden?

Da bis im Jahr 2163 bestimmt irgendein Verfahren entwickelt worden ist, um auch nicht mehr ganz so lebendige Autoren auf das Schiff mitzunehmen würde ich sagen… Walter Moers und Franz Kafka.

8. Unglaublich, aber wahr, auch DU wirst evakuiert. Du hast in der Bevölkerungs-Tombola zwei Tickets für die Reise zum Mars gewonnen. Wen nimmst du mit und vor allem wer darf am Fenster sitzen?

Ich würde ja sagen meinen Verlobten… aber nach dem ganzen Gerede hier, bin ich etwas in Sorge, dass mich der allzu oft vom Lesen abhalten könnte. Vielleicht nehme ich doch lieber einen Stapel Bücher mit? Oder einen lesebegeisterten Freund? Oje, egal, ich versteigere das Ticket, hauptsache, ich darf am Fenster sitzen.

Aber das ist Zukunftsmusik. Lady Bookosa verdeckt die Kristallkugel und blickt die Patientin ernst an.

9. Wie müsste - Stand heute - der Titel deiner Biografie lauten und welcher Schauspieler wäre die Idealbesetzung für die Verfilmung des Buchs?

„The girl that read too much.“ Die Idealbesetzng wäre Zooey Deschanel 🙂

10. Die Welt weiß nun, dass du LESEN hast. Was sollte sie sonst noch über dich wissen?

Das reicht doch fürs Erste… ich bin schon ganz erschöpft. Oh, das sollte die Welt vielleicht noch über mich wissen: ich bin schrecklich schnell erschöpft/gestresst/genervt von allem und muss mir immer Mal wieder fünf Minuten Pause gönnen. Mit Tee, Kaffee, Schokolade oder einem Buch. In diesem Sinne… *Buch aufschlag und am Tee nipp*

Lady Bookosa bedankt sich für das Gespräch und bittet die Patientin zur weiteren Behandlung in einen Nebenraum. Als Kaija den Raum verlassen hat, schließt Lady Bookosa die Akte und donnert einen Stempel auf den Einband.

INFIZIERT - Heilung ausgeschlossen!