Gefählicher Lesevirus in Wir kommen von Ronja von Rönne entdeckt. Das Buch kann LESEN verursachen oder eine bereits bestehende Influenza Bookosa verschlimmern!
Titel: Wir kommen
Autor: Ronja von Roenne
Veröffentlichung: März 2016
Verlag: Aufbau (Hardcover)
ISBN: 978-3351036324
Weitere Ausgaben: eBook, Hörbuch
Hörbuchsprecherin: Ronja von Rönne
Bücherregal: Roman
Tags: Meer, Therapie, Maja, Panikattacken, Einsamkeit, Liebe
Erster Satz
Maja ist nicht tot.
Inhalt
In Noras Heimatdorf gehört es sich, den Nachbarn zu grüßen, den Rasen zu mähen und am Ende des Lebens zu sterben. Dass sich plötzlich ausgerechnet Maja, Noras beste Freundin aus Kindheitstagen, an diese althergebrachten Regeln hält und einfach stirbt, kann Nora nicht glauben. Für eine Beerdigung hat Nora ohnehin keine Zeit: Nachts wecken sie Panikattacken, sie muss sich um eine Schildkröte kümmern und ihre einst so progressive Beziehung zu viert droht auseinanderzubrechen. Und dann fährt auch noch ihr Therapeut in Urlaub. Bis zu seiner Rückkehr soll Nora ihre Tage in einem Tagebuch dokumentieren. Also berichtet sie, wie sie sich mit Karl, Leonie, Jonas und einem schweigenden Kind ans Meer flüchtet, um das Verschworene zwischen ihnen zu retten. Doch statt hoffnungsvoller Zukunft drängt sich immer mehr Noras Vergangenheit in den Vordergrund. Es muss doch etwas geben, denken die vier, das sie wieder zusammenzuschweißen vermag, ein großes Fest etwa. Oder ein Mord. (Quelle: Aufbau Verlag)
Meinung
Mit Debüts, die wie „Wir kommen“ einen gewissen, nicht unbeachtlichen Aufmerksamkeitsvorschuss genießen, ist das so eine Sache. Überhaupt ist das so eine Sache mit diesen Sachen, diesen Hypes und Vorschusslorbeeren. Angetan von den meisten Beiträgen in der ZEIT und einigen auf ihrem Blog, freute ich mich auf das erste Buch von Ronja von Rönne. Mit Erwartungen irgendwo zwischen Frühjahrs-Highlight und Tischbeinstütze - ich wollte möglichst unvoreingenommen beginnen – stürzte ich mich in dieses Leseerlebnis.
Zu Beginn dachte ich: Wow, cool. Das ist anders. Das wird groß. Dann dachte ich: Okay, das ist wie ihre Blogbeiträge, das ist ihre Stimme, ihr Stil, der mir komprimiert gut gefällt. Irgendwie schnörkellos, dennoch einnehmend. Nach 50 Seiten dachte ich: Okay, jetzt kann der Blogbeitrag enden und der Roman beginnen, jetzt kann das alles irgendwie Sinn ergeben. Nach weiteren 30 Seiten wurde es anstrengend. Überhaupt, müsste ich diesen Roman und dessen Geschichte in einem Wort zusammenfassen, würde ich es mit keinem anderen Wort können. Anstrengend.
Die Schreibe der Autorin, die mir bisher gefiel und die dies zu Beginn des Romans auch noch tat, entwickelte sich zu einer Herausforderung. Die sich ständig wiederholenden Worthülsen, nach denen man die Uhr stellen konnte, sorgten irgendwann nur noch für Augenrollen meinerseits. Die einstige Stärke der Autorin in kurzen, präzisen Sätzen starke Botschaften zu verpacken blitzte in Teilen immer mal auf, letztendlich nahm sie der Geschichte über 200 Seiten aber mehr als sie ihr gab. Das Bisschen an Dynamik, das überhaupt vorhanden war, verschwand und es wurde zäh, monoton und noch anstrengender.
Aber jetzt. Jetzt passiert bestimmt was. Jetzt geht es los. Jetzt führe ich einen sprachlichen Begeisterungstanz auf. Der Inhalt wird es richten. Leider nicht. Denn in erster Linie fand genau dieser Monolog in meinem Kopf statt: Wann passiert denn was? Geschichten brauchen keine Heldenreise, keinen Unterhaltungswert im herkömmlichen Sinne, um mich begeistern zu können. Im Gegenteil, oft sind es die leisen Geschichten mit wenig offensichtlicher Handlungsebene, die nachhallen. Die einzige Voraussetzung ist ein emotionale Bindung dazu, oder zumindest die Idee eines Gefühls. Es fehlte irgendwas, dass mir die Geschichte um Protagonistin Nora nahe gebracht hätte, oder die von Karl, oder Leonie oder dem stummen Kind. Irgendwas, das mir überhaupt ein „Ich fand die Geschichte so und so“ - Gefühl vermittelt hätte. So fand ich die Geschichte. Punkt. Oder sie fand mich. Letztendlich egal, da wir ohnehin aneinander vorbei gelaufen sind.
Fazit
Ronja von Rönne kann schreiben, davon bin ich überzeugt. Nur nicht diesen Roman. „Schnodderig, überlegen, witzig“, heißt es auf dem Buchrücken. Mag sein, dass dem so ist. Vermutlich war ich einfach zu sehr damit beschäftigt, den Sinn hinter all dem zu suchen, dass mir der ganze Spaß entging. Oder die Geschichte fand auf einer Metaebene statt, die ich einfach nicht verstehe, zu der ich keinen Zugang habe. Aber das muss ich auch nicht. Geblieben ist mir letztendlich nur das Bedauern um den Tod einer Schildkröte.
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Seid ihr neugierig geworden? Dann lest doch mal rein …
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Frohes LESEN.
Einschätzung
Wie hoch ist das Infektionsrisiko bei diesem Buch und welche Personen sind besonders gefährdet? Wir haben einige ausgewiesene Bookosa-Experten zum Gefahrenpotential von Wir kommen befragt.
Risiko |
Experten-Einschätzung |
Fabian: Wir kommen, ist ein dünnes Buch mit einem dünnen Plot, dessen Sinn sich mir nicht erschließt und das zum Langweilen einlädt. [mehr] | |
Yvonne: Kann man lesen, kann man auch lassen. Man verpasst rein gar nichts. Außer vielleicht die Schildkröte, die war cool. [mehr] | |
Nicole: Und man fragt sich die ganze Zeit, wo will die Handlung hin? Bis man merkt, nirgends. [mehr] | |
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Dies & das
- Ronja von Rönne wurde 1992 in Berlin geboren und lebt heute überwiegend dort und in Grassau
- Seit 2015 schreibt sie für die ZEIT
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